Die typografische Regel ist ein scheues Reh. Texte zur Typografie

Marginalie – eine Begriffsbestimmung

Historisch: beschreibt die Marginalie einen Raum – rechts oder links neben der Hauptspalte – den Rand. Dieser wurde in den ersten handschriftlichen Büchern für handschriftliche Bemerkungen des Lesers genutzt. Diese ersten Bemerkungen waren zum Beispiel Griffelglossen.

Typografisch: Mit dem Buchdruck wurde diese Gewohnheit aufgegriffen und in den Satz miteinbezogen. Der Begriff steht neben dem Absatz – neben der ersten Zeile des Absatzes stehen oder, wenn mehrere Begriffe eingesetzt werden, neben der jeweiligen Textstelle des Absatzes. «Wegen der räumlichen Nähe der M. zur jeweiligen Textstelle erübrigt sich ein Indexierungszeichen.» (Rautenberg, 2003, S. 349)

Semantisch: Die Marginalie beschreibt sehr kurz den Inhalt des Absatzes. Dies kann mit einem oder mehreren Begriffen geschehen. Die Begriffe können Text des Absatzes wiederholen oder neu sein. Die Marginalie kann quasi gliedernde Aufgaben erfüllen, gehört jedoch nicht zu dem hierarchischen Überschriftenapparat. Enthält der Text wiederkehrende (parallele) Textgruppen, wie Definitionen oder Merksätze, kann die Klassifizierung dieser Texte statt über eine Zwischenüberschrift über einen Begriff in der Marginalspalte erfolgen.

Ulrike Borinski, 25.11.2012, * home, Impressum