Die typografische Regel ist ein scheues Reh. Texte zur Typografie

Unterscheidung Lesetypografie–Didaktische Typografie

Lesetypografie zielt auf das Lesen und die Lesbarkeit. Sie will nicht aufregen oder manipulieren wie die Werbetypografie, sie ist nicht dekorativ wie die kalligrafischer oder künstlerische Typografie. Auch in der Animationstypografie oder der plastischen Typografie ist die Lesbarkeit nicht das erste Ziel. Lesetypografie ist fokussiert auf Medien, Zielgruppen und die daraus resultierenden Leseprozesse.

Didaktische Typografie ist immer Lesetypografie. Sie geht allerdings in ihren Anforderungen darüber hinaus, weil sie didaktische Prozesse unterstützt. Ein Beispiel ist die Diskussion um den Zeilenfall beim Flattersatz – die »Flatterzone«. In der Lesetypografie ist das Ziel einen rhythmischen, unauffälligen aber vor allem aber Zeilenfall ohne irreführende Trennungen. (Willberg, Forssmann, Lesetypografie, S. 90, 1997). In der didaktischen Typografie kann es jedoch vorkommen, das man auf ungeübte sprachfremde Leser trifft und so die Frage nach dem Zeilenfall neu diskutieren muss und die Lösungen anschließend ggf. von der Lehrmeinung der Lesetypografie abweichen (Workshop »Didaktische Typografie«, Münster 2019). Didaktische Typografie ist fokussiert auf Medien, Zielgruppen, didaktische Prozesse und die daraus resultierenden Lesevorgänge.

Ulrike Borinski, 16.06.2020, * home, Impressum